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Der Apfel – und das „Gespenst“ Fruktose

Gerade in den letzten Tagen häufen sich die Meldungen, dass zu viel Fruktose schädlich ist. Den Fakt wird auch kaum ein Ernährungsexperte bestreiten.

Nun wird aber unser Obst Nummer EINS – der Apfel – weil er einen relativ hohen Anteil Fruktose besitzt zum Leberkiller ernannt.

„Fettleber durch Fruchtzucker
Sein Buch heißt „Ein Apfel macht gesund, drei Äpfel machen eine Fettleber„. Bei einer Verfettung der Leber, die teils schwere Folgeerkrankungen verursachen kann, denken die meisten wohl an zu viel Alkohol. Tatsächlich seien 20 bis 30 Prozent der Fälle aber nicht auf Schnaps und Bier zurückzuführen, schreibt Lekutat – sondern zum Beispiel auf zu viel Fruchtzucker.“

t-online.de 23.09.2021, 17:37 Uhr | dpa, cch

Dafür scheint eine DPA-Meldung der Hintergrund gewesen zu sein, die natürlich von den verschiedensten Nachrichtenredaktionen „gekauft“ und so oder ähnlich in Umlauf gebracht wird.

Auch die Promotion von Frau Cordes Buch bei Focus Online stößt in das gleiche Horn.

„Fruktose fördert Übergewicht, Fettleber, Diabetes
Aber von wegen! In Äpfeln lauert ein Feind, den man absolut nicht auf der Rechnung hat: Fruktose. Umgangssprachlich als Fruchtzucker bezeichnet. Klingt nach Frucht und damit nach purer Gesundheit, ist es aber nicht. Im Gegenteil: Fruktose kann ein wahrer Turbo sein auf dem Weg zu Übergewicht, hohen Blutfettwerten, Fettleber und Diabetes Typ 2.“

Focus Online – Mittwoch, 24.11.2021, 14:24

Ich kann nicht sagen woher die Aussagen kommen, denn Studien darüber, dass der Fruchtzucker im Apfel sich schädlich auf die Lebergesundheit auswirkt, habe ich nicht finden können. Studien zu Fruchtzucker und deren Schädlichkeit bei Überdosierung gibt es genügend. Besonders wenn sie aus stark verarbeiteten Lebensmitteln stammen.

Ein Apfel ist aber mehr als nur Fruchtzucker, denn ein Apfel besteht zu 80% aus Wasser. Nicht nur der Vitamin-C-Gehalt ist erwähnenswert: In einem Exemplar des Obstes stecken etwa 30 Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Darunter Vitamin B1, B2, B6, E sowie K, außerdem Kalium, Natrium, Magnesium, Kalzium und Eisen. Der unverdauliche Ballaststoff Pektin regt die Aktivität der Darmbakterien an. Die Früchte enthalten weiterhin den Pflanzenfarbstoff Quercetin. Chemisch ist dieser Wirkstoff den Phenolen und Flavonoiden zuzurechnen. Quercetin schützt vor oxidativem Stress, hemmt Entzündungen und wirkt sich positiv auf den natürlichen Alterungsprozess der Zellen aus. Studien zufolge ist der Nutzen für unsere Gesundheit also außerordentlich groß. So kann die Gedächtnisleistung gesteigert werden und soll das Wachstum von Krebszellen bremsen. Um von dieser Substanz im Apfel zu profitieren, reicht ein Apfel pro Tag aber nicht aus.

Fazit:

Also, wer nun glaubt bzw. behauptet, er bekomme auch vom Verzehr von Obst und Gemüse eine Fettleber, der irrt. In einer Studie vom Dezember 2020 mit über 52.000 Teilnehmern zeigte sich mit steigendem Obst- und Gemüseverzehr ein sinkendes Fettleberrisiko. Es geht also um die isolierte Fruktose der Lebensmittelindustrie in Fertigprodukten und Getränken, die krank macht, nicht aber um den natürlichen Fruktosegehalt in Obst und Gemüse.

Es ist schade wenn unreflektierte Aussagen in den Medien Verbreitung finden, die Millionen Menschen erreichen und sich schlimmstenfalls auch noch danach richten.

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