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Frührente mit 63: Lohnt sich der frühe Ausstieg wirklich?

Die Entscheidung, früher in Rente zu gehen, ist keine Kleinigkeit – sie betrifft nicht nur die finanzielle Zukunft, sondern auch die persönliche Lebensqualität. Als jemand, der sich intensiv mit dem Thema Altersvorsorge und Renteneintritt beschäftigt, möchte ich in diesem Beitrag ein paar zentrale Fragen aufgreifen, mit Mythen aufräumen und Ihnen konkrete Impulse mitgeben. Denn eines ist klar: Wer seine Optionen kennt, hat die besseren Karten.

Rente mit 63: Wer darf wirklich früher gehen?

Seit der Rentenreform ist der früheste abschlagsfreie Renteneintritt mit 63 Jahren für „besonders langjährig Versicherte“ möglich – das heißt: mindestens 45 Versicherungsjahre müssen vorliegen. Dabei zählen nicht nur klassische Erwerbszeiten, sondern auch Kindererziehungszeiten, Pflegezeiten und bestimmte Phasen der Arbeitslosigkeit (ALG I) mit. ALG II hingegen wird in der Regel nicht angerechnet.

Wer diese 45 Jahre nicht erreicht, kann theoretisch ebenfalls mit 63 in Rente gehen – muss dann aber mit dauerhaften Abschlägen leben. Für jeden Monat, den Sie vor dem regulären Rentenalter in Ruhestand treten, werden 0,3 % Ihrer Bruttorente abgezogen. Das klingt zunächst überschaubar, summiert sich aber: Bei 24 Monaten früherem Renteneintritt ergeben sich 7,2 % weniger Rente – lebenslang.

Wichtig: Die Altersgrenze 63 ist kein pauschales Recht, sondern ein erreichbares Ziel für jene mit durchgängigem Versicherungsverlauf. Gerade bei Selbstständigen, Teilzeitbeschäftigten oder Menschen mit längeren Unterbrechungen lohnt sich ein genauer Blick auf den individuellen Rentenverlauf.


Modellrechnungen: Was bleibt wirklich übrig?

In einer Meldung wird auf Modellrechnungen von Rentenexperte Bernd Brückmann verwiesen – unter anderem zur Kombination aus Frührente und Weiterarbeit. Dieses Modell ist besonders spannend, denn seit der Einführung der Flexi-Rente und dem Wegfall der Hinzuverdienstgrenzen im Jahr 2023 gilt: Wer vorzeitig in Rente geht, darf beliebig viel hinzuverdienen, ohne dass die Rente gekürzt wird.

Im Beispiel von Brückmann führt das zu einem Nettoeinkommen von über 5.000 Euro monatlich – eine durchaus realistische Rechnung für gutverdienende Fachkräfte, die z. B. in Teilzeit weiterarbeiten. Die entscheidende Voraussetzung ist: Man muss fit genug sein – und bereit, im Ruhestand weiter aktiv zu bleiben.

Diese Regelung macht die Frührente deutlich attraktiver als noch vor einigen Jahren – sie erlaubt einen sanften Übergang aus dem Berufsleben, ohne finanzielle Einbußen.


Rentenpunkte nachkaufen: Ein unterschätzter Hebel

Wussten Sie, dass Sie auch noch nachträglich etwas für Ihre Rente tun können? Tatsächlich ist es möglich, für Schul- und Studienzeiten freiwillige Beiträge nachzuzahlen – und zwar bis zum 45. Lebensjahr. Besonders für Menschen, die in jungen Jahren studiert haben, kann das sinnvoll sein: Denn Schul- und Studienzeiten bringen zwar Anrechnungszeiten, aber keine eigenen Rentenpunkte – es sei denn, man zahlt freiwillig nach.

Ab dem 50. Lebensjahr können Sie zudem freiwillige Beiträge leisten, um Lücken zu schließen – auch, wenn Sie nicht mehr versicherungspflichtig beschäftigt sind, z. B. als Selbstständige oder im Ausland. Und sogar im Ruhestand dürfen noch Beiträge gezahlt werden, etwa um einen Anspruch auf eine höhere Rente zu erwerben oder Abschläge auszugleichen.

Solche Möglichkeiten sind zwar keine Garantie auf eine Traumrente – aber sie können den Unterschied machen. Mein Rat: Lassen Sie Ihre Rentenbiografie regelmäßig prüfen – entweder direkt bei der Deutschen Rentenversicherung oder bei einem unabhängigen Rentenberater.


Mein Fazit: Früh in Rente – ja, aber mit Köpfchen

Die vorgestellten Modelle und Aussagen zeigen, wie vielfältig und individuell der Weg in die Rente heute sein kann. Wer alle Voraussetzungen erfüllt, kann mit 63 abschlagsfrei in Rente gehen. Wer das nicht kann, hat trotzdem Spielräume – etwa durch gezielte Beitragszahlungen oder einen flexiblen Nebenjob im Ruhestand.

Was mir wichtig ist: Es gibt nicht den einen „richtigen“ Weg in die Rente. Jeder von uns hat einen anderen Lebenslauf, andere Wünsche und andere Möglichkeiten. Aber eines haben wir gemeinsam: Niemand sollte unnötig Geld verschenken.

Mein Tipp: Prüfen Sie regelmäßig Ihre Renteninformation, holen Sie sich gegebenenfalls eine persönliche Beratung – und planen Sie Ihren Ruhestand so, wie Sie Ihr Leben gestaltet haben: bewusst.

Denn wer heute plant, lebt morgen entspannter.

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