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Herpes-Zoster-Impfung bei Rheumapatienten: Wirksamkeit, Sicherheit und Versorgung

Die Herpes-Zoster-Impfung rückt zunehmend in den Fokus der rheumatologischen Versorgung – insbesondere bei Patientinnen und Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie der Rheumatoiden Arthritis (RA). Neue epidemiologische Daten unterstreichen die Relevanz dieser Schutzmaßnahme. Dieser Beitrag beleuchtet die aktuellen Erkenntnisse zur Effektivität, Sicherheit und praktischen Umsetzung der Impfung unter besonderer Berücksichtigung immunsupprimierter Patientengruppen.

Hintergrund: Warum sind RA-Patienten besonders gefährdet?

Menschen mit RA haben ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko, an Herpes zoster (Gürtelrose) zu erkranken, verglichen mit der altersgleichen Normalbevölkerung. Dies resultiert aus:

  • Immunsuppression durch die Grunderkrankung: Die entzündliche Aktivität bei RA beeinträchtigt die T-Zell-vermittelte Immunität, die für die Kontrolle des Varizella-Zoster-Virus (VZV) zentral ist.
  • Therapiebedingte Immunsuppression: Zahlreiche krankheitsmodifizierende Medikamente – u. a. Methotrexat, TNF-α-Inhibitoren, IL-6-Antagonisten und JAK-Inhibitoren – fördern eine Reaktivierung des Virus.

Empfehlung der STIKO (seit 2019): Die Impfung mit dem rekombinanten Totimpfstoff (HZ/su) wird für immunsupprimierte Personen ab 50 Jahren – einschließlich RA-Patienten – ausdrücklich empfohlen. Die Impfung gilt als Indikationsimpfung.

Wirksamkeit: Wie effektiv schützt die Impfung?

Daten aus Real-World-Studien (USA, 2024):

  • Reduktion von Herpes zoster: Impfwirksamkeit von 60,7 % bei RA-Patienten
  • Reduktion postherpetischer Neuralgie (PHN): 88,7 %

📌 Anmerkung: In der Allgemeinbevölkerung (≥50 Jahre) liegt die Wirksamkeit laut Zulassungsstudien bei über 90 %. Unter immunsupprimierenden Therapien ist ein Rückgang der Effektivität erwartbar – jedoch bleibt der Schutz relevant.

Langzeitschutz und Immunantwort

  • Der Impfschutz hält mindestens vier Jahre an.
  • Modellrechnungen deuten auf eine Effektivitätsreduktion auf ca. 85 % nach 4–5 Jahren hin.
  • Studien wie ZOSTER-049 untersuchen aktuell:
    • T-Zell-Antworten
    • Antikörperpersistenz
    • Notwendigkeit künftiger Auffrischimpfungen

Sicherheit: Wie verträglich ist der Impfstoff?

Der HZ/su-Impfstoff ist ein rekombinanter Totimpfstoff – kein Lebendimpfstoff, kein virales Erbgut enthalten. Damit ist er auch für immunsupprimierte Personen geeignet.

Reaktogenität laut Studien & Pharmakovigilanzdaten:

ReaktionstypHäufigkeitMerkmale
Lokalreaktionen (z. B. Rötung, Schmerzen)bis zu 80 %milde, selbstlimitierend
Systemische Reaktionen (z. B. Fieber, Myalgie)ca. 10–15 %meist innerhalb 2 Tage rückläufig
Einfluss auf RA-Krankheitsaktivitätnicht signifikantkeine Krankheitsverschlechterung beobachtet

Praktische Aspekte: Durchführung, Kosten und Ko-Administration

  • Dosierung: Zwei intramuskuläre Dosen im Abstand von 2 bis 6 Monaten
  • Gleichzeitige Impfungen möglich mit Totimpfstoffen wie:
    • Influenza-Impfung
    • Pneumokokken-Impfung

Kostenübernahme: Seit 2023 übernehmen alle gesetzlichen Kassen die Impfung bei entsprechender Indikation (ab 50 Jahren oder bei Immunsuppression). Eine Erstattung bei jüngeren Betroffenen ist nach individueller Prüfung möglich.

Offene Fragen: Wo besteht noch Forschungsbedarf?

  • JAK-Inhibitoren: Besonders hohes Zoster-Risiko durch Beeinflussung der IFN-Signalwege. Daten zur Wirksamkeit der Impfung in dieser Subgruppe sind bisher limitiert.
  • Booster-Impfungen: Noch nicht offiziell empfohlen, aber Gegenstand aktueller Forschung.

Fazit: Empfehlung für die rheumatologische Versorgung

Die Herpes-Zoster-Impfung stellt eine essenzielle präventive Maßnahme in der Rheumatologie dar – insbesondere zur Verhinderung postherpetischer Komplikationen.

✔ Rheumatologische Fachärztinnen und -ärzte sollten:

  • Die Impfung frühzeitig empfehlen, idealerweise vor Start einer immunsuppressiven Therapie
  • Eine individuelle Risikoaufklärung führen, v. a. bei JAK-Inhibitoren
  • Patientinnen und Patienten zur regelmäßigen Impfstatus-Überprüfung im Verlauf motivieren

Dank der flächendeckenden Kostenübernahme ist die Umsetzung nun einfacher denn je – ein bedeutender Fortschritt für die Prävention bei vulnerablen Patientengruppen.

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