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Energiepreise 2025: Hohe Kosten, stockender Ausbau und die Folgen für Deutschlands Industrie

Auch im Jahr 2025 bleiben die Energiepreise ein zentraler Treiber wirtschaftlicher und politischer Debatten. Zwar hat sich die Lage an den globalen Energiemärkten nach den Turbulenzen der Vorjahre oberflächlich stabilisiert – doch für viele Unternehmen in Deutschland ist die Entlastung ausgeblieben. Die Großhandelspreise für Strom und Erdgas liegen weiterhin rund 50 % über dem Niveau vor der Energiekrise, und besonders energieintensive Branchen wie die Chemie- oder Stahlindustrie spüren den Druck massiv. Immer noch sehen sich Unternehmen gezwungen, Produktion einzuschränken oder Standorte zu schließen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

BASF als Beispiel: Eigenversorgung als Rettungsanker?

Ein Paradebeispiel für die Suche nach Lösungen ist der Chemieriese BASF. Das Unternehmen deckt bereits 80 % seines Strombedarfs durch Eigenproduktion – etwa über Kraft-Wärme-Kopplung und eigene Gaskraftwerke. Doch die letzten 20 % werden zum Problem: Sie müssen aus dem öffentlichen Netz bezogen werden, wo die Preise durch Netzgebühren, Steuern und volatile Großhandelskosten explodieren. Vorstandschef Martin Brudermüller macht hierfür vor allem eines verantwortlich: den lahmen Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland. In Interviews kritisiert er regelmäßig, dass Genehmigungsverfahren für Windparks hierzulande oft mehr als sieben Jahre dauern – ein Tempo, das mit den Industrieprioritäten nicht mithalten kann.

Als Antwort setzt BASF zunehmend auf internationale Projekte. So liefert der niederländische Offshore-Windpark Hollandse Kust Zuid (HKZ), an dem BASF beteiligt ist, seit 2023 grünen Strom. Mit 1.500 MW Leistung und 140 Turbinen ist HKZ eines der größten Offshore-Projekte weltweit – doch selbst diese Kapazität reicht nicht aus, um den deutschen Standort Ludwigshafen vollständig zu versorgen.

Abwanderung der Industrie: Ein Teufelskreis droht

Das BASF-Beispiel verdeutlicht ein systemisches Problem: Immer mehr Unternehmen prüfen die Verlagerung von Produktionskapazitäten ins Ausland – etwa in die USA, wo der Inflation Reduction Act günstige Strompreise und Subventionen garantiert, oder nach Norwegen, wo Wasserkraft stabil verfügbar ist. Für Deutschland könnte dies langfristig fatale Folgen haben. Schon heute sind Neuinsvestitionen in energieintensive Sektoren wie Primärmetallherstellung oder Düngemittelproduktion rückläufig. Experten warnen vor einem Dominoeffekt: Schließungen großer Werke gefährden auch Zulieferer und lokale Arbeitsplätze.

Der Stockende Ausbau: Bürokratie vs. Klimaziele

Hinter den Kulissen verschärft sich das Dilemma. Zwar hat die Bundesregierung das Ziel, bis 2030 80 % des Stroms aus Erneuerbaren zu gewinnen – doch der aktuelle Ausbau-Trend reicht dafür bei Weitem nicht aus. Schuld sind nicht nur Personalmangel in Behörden, sondern auch komplexe Regelwerke: Allein für die Genehmigung eines Windrads an Land sind bis zu 70 Einzelvorschriften zu beachten, von Artenschutzgutachten bis zu Militärradar-Abstimmungen. Gleichzeitig fehlen flächendeckende Stromnetze, um Windstrom aus dem Norden in die Industriezentren Süddeutschlands zu transportieren.

Die Konsequenz: Deutschland bleibt auf Importe angewiesen – nicht nur bei Gas, sondern zunehmend auch bei Strom. Im Winter 2024 deckte es bereits 15 % seines Bedarfs aus Nachbarländern wie Frankreich (Atomstrom) und Norwegen (Wasserkraft). Ein riskanter Pfad, denn bei Engpässen haben heimische Industriebetriebe im internationalen Bieterwettbewerb um knappen Strom oft das Nachsehen.

Fazit: Wettbewerbsfähigkeit braucht eine Energiewende 2.0

Ohne eine radikale Beschleunigung des Infrastrukturausbaus – von Windparks über Stromtrassen bis zu Wasserstoffnetzen – wird die energieintensive Industrie in Deutschland kaum eine Zukunft haben. Es braucht nicht nur mehr politische Priorisierung, sondern auch pragmatische Lösungen: Digitale Antragsverfahren, standardisierte Umweltprüfungen und eine Entschärfung des „Zielkonflikts“ zwischen Artenschutz und Klimaschutz. Sonst droht 2025 nicht nur ein weiteres Jahr hoher Energiepreise – sondern der Beginn einer Deindustrialisierung.

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