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Nvidias Finanzchefin sieht den Beginn eines KI-Superzyklus

Die weltweite KI-Revolution gewinnt weiter an Fahrt – und sie ist nach Einschätzung von Nvidia-Finanzchefin Colette Kress alles andere als ein vorübergehender Hype. In der jüngsten Quartalskonferenz betonte sie, dass Nvidia bereits jetzt sichtbare Bestellungen und verbindliche Commitments in Höhe von rund 500 Milliarden US-Dollar bis Ende 2026 sieht. Und diese Schätzung sei „konservativ“.

Damit unterstreicht das Unternehmen, dass sich die globale Wirtschaft am Beginn eines neuen technologischen Infrastrukturbooms befindet – vergleichbar mit dem Aufbau des Internets oder sogar der Elektrifizierung.


Die Zahlen im Überblick

1. 500 Milliarden Dollar Auftragsvolumen bis 2026

Nvidia verfügt laut Kress über einen außergewöhnlich klaren Blick auf die kommenden Jahre, weil viele Hyperscaler und Großkunden langfristige Verträge für komplette Rechenzentrums-Generationen abschließen.
Etwa die Hälfte dieses Volumens stammt von den großen Cloud-Anbietern wie Amazon, Microsoft, Google und Meta.

2. Globale KI-Investitionen steigen auf mehrere Billionen

Analysten und Industrieprognosen gehen davon aus, dass die jährlichen Investitionen in KI-Infrastruktur bis zum Ende des Jahrzehnts auf 3–4 Billionen US-Dollar anwachsen könnten. Kress betonte, dass diese Werte wahrscheinlich unterschätzt sind – denn die Nachfrage steige schneller, als die Industrie liefern könne.

3. CapEx der Hyperscaler wächst explosiv

Für 2025 werden branchenweit rund 300–330 Milliarden US-Dollar an Investitionen in Rechenzentren erwartet.
Einige Modelle prognostizieren eine Steigerung auf bis zu 600 Milliarden US-Dollar im Jahr 2026, getrieben von KI-Training, Inferencing und dem Aufbau neuer Rechenzentren mit mehreren hundert Megawatt Leistung.

4. Nvidia bleibt Wachstumstreiber

Nvidia erzielte zuletzt rund 26–30 Milliarden US-Dollar Umsatz pro Quartal, davon über 80 Prozent im Data-Center-Segment.
Die neue GPU-Generation Blackwell ist bereits ausverkauft, obwohl sie sich noch im Ramp-up befindet, und die nächste Generation Rubin ist bereits in Vorbereitung.


Warum das kein spekulativer KI-Hype ist

Colette Kress und CEO Jensen Huang betonen, dass die laufende Entwicklung mit historischen Infrastrukturrevolutionen vergleichbar sei: dem Bau der Eisenbahnen im 19. Jahrhundert oder dem Internet-Ausbau der 1990er Jahre. Der Unterschied:
Heute entstehen KI-Rechenzentren, die als neue „digital-industrielle Basis“ dienen – für Automatisierung, Robotik, Simulation, Softwareentwicklung und künftig auch autonome Maschinen.

Die Hyperscaler bauen nicht nur für einzelne Produkte oder kurzfristige Trends, sondern für ein langfristiges Ökosystem, das über viele Branchen hinweg Wertschöpfung erzeugt. Meta etwa plant für 2025 Investitionen von rund 70 Milliarden US-Dollar, mit weiter steigender Tendenz.


Die großen Herausforderungen – und warum sie den Trend nicht bremsen

Trotz des Boom-Umfelds kämpft die Branche mit erheblichen Engpässen:

1. Lieferketten

Die Fertigung modernster Chips bei TSMC (CoWoS, HBM, 5- und 3-nm-Nodes) ist bis an die Grenze ausgelastet. Die Branche baut zwar weltweit zusätzliche Kapazitäten auf, doch dieser Prozess dauert Jahre.

2. Energiebedarf

Schätzungen gehen davon aus, dass allein die USA bis 2030 250–350 Gigawatt zusätzliche Stromkapazität benötigen könnten, um KI- und Cloudsysteme zu betreiben. Zum Vergleich: Der jährliche Netzausbau liegt derzeit bei etwa 40–50 GW.
Neue Kraftwerke, Netzausbau und sogar Kernenergie-Projekte rücken deshalb auf die Agenda.

3. Geopolitische Restriktionen

China ist aufgrund der US-Exportkontrollen kein Wachstumstreiber mehr für Nvidia. Trotzdem bleibt die globale Nachfrage stark genug, um dieses Marktsegment mehr als zu kompensieren.

4. Konkurrenz durch Custom-Chips

Viele Hyperscaler entwickeln eigene ASICs für spezifische KI-Workloads.
Kurz- bis mittelfristig ändert dies jedoch wenig an Nvidias dominierender Stellung:
CUDA, Software-Stacks und das Ökosystem sorgen weiterhin für einen enormen technologischen Vorsprung.


Fazit: Der KI-Superzyklus steht erst am Anfang

Die Aussagen von Colette Kress lassen keinen Zweifel:
Die Marke von 500 Milliarden US-Dollar an sichtbarem Umsatz ist nicht die Obergrenze, sondern erst der Ausgangspunkt eines weit größeren Investitionszyklus. Wenn die Welt jährlich mehrere Billionen Dollar in KI-Infrastruktur investiert, entsteht ein neuer globaler Wachstumsmotor – möglicherweise größer als der Energiesektor heutiger Prägung.

Wer heute noch von einer „KI-Blase“ spricht, unterschätzt die strukturelle Tiefe dieser Transformation.
Wir erleben den Aufbau der produktivsten Recheninfrastruktur der Geschichte – und Nvidia spielt dabei derzeit die zentrale Rolle.

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