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Sind unsere Kinder nicht mehr empathiefähig?

“Immer mehr Kindern fehlt heute die Fähigkeit, mit anderen mitzufühlen. Es ist eine Entwicklung, die Kinderpsychiater Karl Heinz Brisch schon seit vielen Jahren mit großer Sorge beobachtet.”

Wenn solche Verallgemeinerungen aufploppen bekomme ich schon seid eigener Jugend eine Hals. War doch schon unsere Lehrklasse die schlechteste, die unsere Lehrer jemals gehabt haben. Ein Großteil dieser “schlechten” Lehrlinge hat später das Kraftwerk Jänschwalde erfolgreich aufgebaut und bis heute betrieben.

Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.  Das Zitat vom griechischen Philosophen Sokrates (470 und 399 v.Chr.)

Doch wieder eine Aussage ala Sokrates, deren subjektive Meinung als Zitat überlebt hat?

Es ist auch nicht abzusehen woher Dr. Brisch seine aktuellen Erkenntnisse bezieht. Denn, Dr. Karl Heinz Brisch gilt zweifellos als renommierter Kinder- und Jugendpsychiater sowie Experte für Bindungsforschung, hat seit 2018 keine eigene Praxis mehr. Er war viele Jahre als leitender Arzt der Abteilung für pädiatrische psychosomatische Medizin an der Dr. von Haunerschen Kinderklinik der Ludwig-Maximilians-Universität in München tätig, bevor er 2018 in den Ruhestand ging. Danach konzentrierte er sich weiterhin auf seine Forschung und Vortragsarbeit, aber eine eigene Praxis betreibt er seitdem nicht mehr.

Also habe ich das World Wide Web zur aktuellen, allgemeinen Meinung zu diesem Thema befragt.

Hier das Ergebnis:

Die Aussage von Gina Louisa Metzler und die Beobachtungen von Kinderpsychiater Karl Heinz Brisch spiegeln eine häufig geäußerte Sorge wider, dass Kindern heutzutage zunehmend die Fähigkeit zur Empathie fehlt. Solche Aussagen werden oft in Diskussionen über die Auswirkungen moderner Lebensweisen, wie z.B. der zunehmenden Digitalisierung oder Veränderungen im familiären Umfeld, thematisiert.

Wissenschaftliche Studien zur Empathiefähigkeit von Kindern:

Es gibt einige Studien und wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit der Entwicklung von Empathie bei Kindern befassen. Allerdings ist die Frage, ob Kinder heute weniger empathisch sind als in der Vergangenheit, schwer eindeutig zu beantworten.

  • Empathieforschung: Untersuchungen haben gezeigt, dass die Fähigkeit zur Empathie eine komplexe Entwicklung durchläuft, die von vielen Faktoren beeinflusst wird, darunter genetische Veranlagungen, Erziehung, soziale Interaktionen und kulturelle Einflüsse. Es gibt jedoch keine einheitliche oder umfassende Langzeitstudie, die eindeutig belegt, dass Kinder heutzutage generell weniger empathisch sind als in früheren Generationen.
  • Einfluss von Mediennutzung: Einige Studien haben untersucht, wie der Konsum von Medien (insbesondere sozialen Medien und Videospielen) die Entwicklung von Empathie bei Kindern beeinflussen kann. Dabei wurde festgestellt, dass exzessive Mediennutzung potenziell negative Auswirkungen auf die soziale Interaktion und das Mitgefühl haben kann. Allerdings sind die Ergebnisse oft gemischt und lassen keine pauschalen Schlüsse zu.

Subjektiver Eindruck vs. wissenschaftliche Evidenz:

Die Wahrnehmung, dass Kinder weniger empathisch sind, kann auch durch subjektive Eindrücke und den Generationenkonflikt geprägt sein. Es ist ein bekanntes Phänomen, dass ältere Generationen oft das Gefühl haben, dass “die Jugend von heute” bestimmte soziale Fähigkeiten oder Werte weniger ausprägt als frühere Generationen.

Statistiken zur Empathie:

Laut einer Umfrage der Bepanthen-Kinderförderung empfinden die meisten Kinder in Deutschland Mitgefühl, wenn es anderen schlecht geht. Rund 71 Prozent der befragten Mädchen im Alter von 6 bis 11 Jahren stimmten der Aussage zu, dass es sie traurig macht, wenn es anderen Kindern schlecht geht.

Fazit:

Es gibt keine eindeutigen, belastbaren statistischen Beweise, die belegen, dass Kinder in Deutschland heute generell weniger empathisch sind als früher. Die Empathiefähigkeit von Kindern wird durch viele verschiedene Faktoren beeinflusst, und pauschale Aussagen darüber sind schwierig. Die Behauptungen, die Metzler und Brisch äußern, spiegeln eher eine allgemeine gesellschaftliche Sorge wider und basieren weniger auf harter wissenschaftlicher Evidenz als auf subjektiven Beobachtungen und dem, was einige Studien in Teilbereichen andeuten.

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