US-Staatsanleihen unter Druck: Trumps Zollpolitik erschüttert auch diesen Markt
Die Finanzmärkte stehen vor einer ungewöhnlichen Herausforderung: US-Staatsanleihen, die traditionell als sicherer Hafen in Krisenzeiten gelten, werden in großem Stil abgestoßen. Dieser Trend, der zuletzt während der Corona-Krise beobachtet wurde, signalisiert ein wachsendes Misstrauen gegenüber der Stabilität der US-Wirtschaft und der aktuellen Politik von Präsident Donald Trump.
Was passiert am Anleihemarkt?
In den vergangenen Tagen sind die Renditen langlaufender US-Staatsanleihen deutlich gestiegen. Die Rendite der zehnjährigen Anleihe kletterte auf über 4,5 %, nachdem sie zuvor unter 3,9 % lag. Auch die 30-jährigen Anleihen verzeichneten einen Anstieg von fast 0,6 Prozentpunkten innerhalb von drei Tagen – der stärkste Anstieg seit 1981.
Normalerweise steigen die Kurse von Staatsanleihen, wenn Aktienmärkte fallen, da Anleger in unsicheren Zeiten in sichere Anlagen flüchten. Doch aktuell verkaufen Investoren sowohl Aktien als auch Anleihen, was auf eine tiefgreifende Verunsicherung hindeutet.
Ursachen der Marktverwerfungen
- Trumps aggressive Zollpolitik: Die Einführung von Zöllen bis zu 125 % auf chinesische Waren hat nicht nur China zu Gegenmaßnahmen veranlasst, sondern auch das Vertrauen internationaler Investoren erschüttert. Die Sorge vor einem eskalierenden Handelskrieg führt zu Unsicherheit an den Märkten.
- Politische Unsicherheit: Die unvorhersehbaren Entscheidungen der Trump-Administration, wie die kurzfristige Aussetzung von Zöllen gegen bestimmte Länder, schaffen ein Klima der Unsicherheit. Anleger wissen nicht, welche Maßnahmen als Nächstes ergriffen werden.
- Technische Faktoren: Hedgefonds und andere institutionelle Investoren sehen sich aufgrund der Marktvolatilität mit Nachschussforderungen konfrontiert. Um Liquidität zu sichern, verkaufen sie große Mengen an Staatsanleihen, was die Kurse weiter drückt.
Folgen für die US-Wirtschaft
Die steigenden Renditen bedeuten höhere Zinskosten für die US-Regierung. Mit einem Haushaltsdefizit von über 120 % des Bruttoinlandsprodukts müssen bestehende Schulden zu ungünstigeren Konditionen refinanziert werden. Jeder Anstieg um einen Basispunkt (0,01 %) kann die Zinslast um Milliarden erhöhen.
Auch Verbraucher und Unternehmen könnten betroffen sein:
- Hypothekenzinsen: Steigende Anleiherenditen führen oft zu höheren Hypothekenzinsen, was den Immobilienmarkt belasten kann.
- Unternehmenskredite: Firmen müssen möglicherweise höhere Zinsen für Kredite zahlen, was Investitionen hemmen könnte.
Diese Entwicklungen erhöhen das Risiko einer Rezession. Präsident Trump selbst schließt einen wirtschaftlichen Abschwung nicht mehr aus.
Internationale Reaktionen
Die Unsicherheit über die US-Handelspolitik hat auch internationale Auswirkungen:
- China: Als einer der größten Gläubiger der USA könnte China beginnen, US-Staatsanleihen zu verkaufen, was den Druck auf den Markt erhöhen würde.
- Deutschland: Die Bundesbank warnt vor den Folgen eines eskalierenden Handelskonflikts, der besonders exportorientierte Länder wie Deutschland treffen würde.
Fazit
Die aktuellen Turbulenzen am US-Anleihemarkt sind ein deutliches Warnsignal. Die Kombination aus aggressiver Handelspolitik, politischer Unberechenbarkeit und technischen Marktmechanismen führt zu einer Vertrauenskrise. Sollte die US-Regierung nicht bald für Klarheit und Stabilität sorgen, drohen langfristige Schäden für die Wirtschaft und das internationale Ansehen der USA als verlässlicher Schuldner.