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Das Metaversum – Hype, Realität oder Vision im Wartestand? Eine Bestandsaufnahme 2025

Im Sommer 2021 zeichnete sich ein neues, ambitioniertes Kapitel der digitalen Evolution ab: Das Metaversum. Ein Begriff, der sowohl Tech-Romantik als auch -Skepsis hervorrief. Damals, im Hype-Zentrum des Silicon Valley, versprachen Unternehmen wie Meta (ehemals Facebook), Microsoft und Epic Games nichts Geringeres als die Transformation des Internets in eine dreidimensionale, immersive Welt – eine Art „zweites Universum“, digital, persistent und kollektiv.

Vier Jahre später lohnt ein nüchterner Blick: Was ist aus dieser Vision geworden?


Der Realitätstest: Zwischen Euphorie und Ernüchterung

1. Meta und der mühsame Weg zur Vision

Mark Zuckerbergs Meta hat in den letzten Jahren Milliarden in die Entwicklung des Metaversums gesteckt – vor allem in VR-Technologie (Oculus/Meta Quest), Avatarsysteme und soziale Plattformen wie „Horizon Worlds“. Doch der große Durchbruch blieb aus. Die Nutzerzahlen stagnieren, die Hardware bleibt ein Nischenprodukt, und Horizon Worlds wird eher als Tech-Demo denn als digitale Heimat wahrgenommen.

Die Metaversum-Strategie hat sich inzwischen verlagert: weniger „Second-Life-ähnliche“ Visionen, mehr Fokus auf produktivitätsorientierte VR/AR-Anwendungen – etwa virtuelle Meetings, Trainings oder Design-Kollaborationen. Der Traum vom „Ready Player One“-Universum weicht pragmatischen Mixed-Reality-Anwendungen.

2. Decentraland, The Sandbox und das NFT-Versprechen

Was 2021 als Goldrausch begann – der Verkauf von virtuellem Land in Blockchain-basierten Welten – ist heute ein Beispiel für eine überhitzte Spekulationsblase. Die Preise für NFTs in Metaverse-Projekten wie Decentraland sind drastisch gefallen. Viele „Grundstücke“ stehen leer, die Nutzerzahlen sind niedrig, die Infrastruktur bleibt rudimentär.

Hier zeigt sich: Dezentralität allein reicht nicht. Ohne echten Mehrwert und User Engagement nützt auch der Besitz von virtuellen Assets wenig.

3. Microsoft und die „Industriellen Metaversen“

Microsoft verfolgt eine nüchternere, aber nachhaltigere Strategie: Das sogenannte „Industrial Metaverse“ richtet sich an Unternehmen und öffentliche Einrichtungen. Anwendungen wie digitale Zwillinge, Remote-Wartung oder immersive Schulungen in der HoloLens-Umgebung zeigen, dass das Metaversum nicht zwingend ein öffentlicher Erlebnisraum sein muss – sondern auch ein hochspezialisierter Werkzeugkasten.

4. Apple – der stille Akteur mit eigenem Weg

Apple wurde 2021 noch als Blockierer beschrieben. Heute, mit der Einführung des „Apple Vision Pro“ und dem Fokus auf „Spatial Computing“, hat der Konzern seinen eigenen Zugang gefunden – keinen offenen, aber technisch beeindruckenden. Apple propagiert kein Metaversum im klassischen Sinn, sondern eine nahtlose Verschmelzung physischer und digitaler Welt, ohne Avatare, NFTs oder offene Welten. Das Echo? Verhaltener Hype, aber solide technologische Basis.


Infrastruktur, Interoperabilität und Vorstellungskraft – die anhaltenden Hürden

2021 lag eine der größten Hürden in der technologischen Infrastruktur – und das ist teilweise immer noch so. Zwar sind Bandbreiten gestiegen, 5G ist flächiger verfügbar und GPUs leistungsfähiger, doch die Anforderungen eines echten, persistierenden Metaversums sind weiterhin enorm.

Ein weiteres Problem: Es gibt (noch) keinen gemeinsamen Standard. Interoperabilität zwischen Welten, Plattformen und Identitäten bleibt ein ungelöstes Problem – obwohl sich Initiativen wie die Metaverse Standards Forum darum bemühen. Die Fragmentierung behindert das Wachstum.

Und: Es fehlt weiterhin an einer überzeugenden „Killeranwendung“. Soziale Netzwerke hatten Facebook. E-Commerce hatte Amazon. Das Metaversum hat … noch nichts, was darüber hinausgeht, dass es faszinierend klingt.


Fazit: Vom Hype zur Realität – aber nicht so, wie wir dachten

Das Metaversum ist (noch) nicht tot, aber es hat seine Form verändert. Es ist kein allesumfassendes Paralleluniversum geworden, sondern entwickelt sich in Fragmenten – mal für Gamer, mal für Unternehmen, mal für Designer oder Ingenieure. Der große Wurf ist ausgeblieben, aber viele kleine Schritte formen ein neues digitales Ökosystem.

Der Beitrag aus August 2021 war Teil einer breiten Vision – heute wissen wir: Die Wirklichkeit ist zäher, fragmentierter und langsamer. Aber vielleicht auch nachhaltiger.

Denn was bleibt, ist die Erkenntnis: Die virtuelle Erweiterung unserer Welt ist kein linearer Prozess – sondern ein evolutionärer. Und manchmal dauert Zukunft einfach etwas länger.

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