Zum Tag des Koffeins am 8. Februar
Wie ein Chemiker dank Goethe das Koffein entdeckte
Ohne ihn hätte der Schmerz des kaffeelosen Morgens womöglich nie eine wissenschaftliche Erklärung gefunden
Kaum ein anderes Getränk hat weltweit eine so feste Tradition wie Kaffee. Für Millionen Menschen beginnt der Tag erst mit einer dampfenden Tasse des schwarzen Elixiers. Doch wer steckt eigentlich hinter der Entdeckung des Koffeins, das uns zuverlässig wachhält? Hier kommt ein Name ins Spiel, den man dabei nicht sofort erwarten würde: Johann Wolfgang von Goethe.
Von Tollkirschen zu Kaffeebohnen
Friedlieb Ferdinand Runge, ein junger Chemiker mit unersättlicher Neugier, hatte schon als Teenager eine Leidenschaft für Experimente. Eine schicksalhafte Entdeckung machte er eher zufällig: Als ihm versehentlich Saft der Schwarzen Tollkirsche ins Auge gelangte, bemerkte er eine deutliche Vergrößerung seiner Pupille. Diese Erfahrung legte den Grundstein für sein späteres Wirken.
Jahre später, an der Universität Jena, beeindruckte Runge mit genau diesem Experiment einen prominenten Gast seines Professors: Johann Wolfgang von Goethe. Der große Dichterfürst, selbst ein begeisterter Naturwissenschaftler, erkannte das Talent des jungen Chemikers und schenkte ihm als Dankeschön Kaffeebohnen mit einer besonderen Aufgabe: Er sollte deren chemische Zusammensetzung analysieren. Runge nahm die Herausforderung an – und isolierte bald darauf erstmals den belebenden Wirkstoff, den wir heute als Koffein kennen.
Von Koffein zu farbenfrohen Entdeckungen
Doch Runges Forschungsdrang ging weit über das Koffein hinaus. Er machte zahlreiche bahnbrechende Entdeckungen, darunter Chinin, Karbolsäure, Pyrrol und Anilin. Besonders das Anilin veränderte die Welt: Eine unscheinbare Teerlache auf dem Hof einer Chemiefabrik inspirierte ihn dazu, aus dem Rohstoff brillante Farben zu synthetisieren. Diese Entdeckung legte den Grundstein für die moderne Farbstoffchemie und trug maßgeblich zur Entwicklung der deutschen chemischen Industrie bei.
Goethe, Runge und die Wissenschaft
Es ist faszinierend zu sehen, wie sich Literatur und Naturwissenschaft in einer schicksalhaften Begegnung vereinten. Goethe, der poetische Visionär, hatte nicht nur ein Gespür für Worte, sondern auch für Talente. Ohne sein Interesse an der Wissenschaft wäre der Chemiker Runge vielleicht nie auf die Idee gekommen, die Geheimnisse des Kaffees zu entschlüsseln. Heute, wenn wir mit einem ersten Schluck Kaffee den Tag beginnen, denken wir selten daran, dass eine Begegnung im 19. Jahrhundert diesen Genuss erst möglich gemacht hat.
Vielleicht ist es an der Zeit, mit der nächsten Tasse Kaffee auch einmal auf Goethe und Runge anzustoßen!