OECD senkt Wachstumsprognose für Deutschland
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat ihre Konjunkturaussichten für Deutschland und die Weltwirtschaft nach unten korrigiert. Damit wird deutlich: Die wirtschaftliche Erholung bleibt schwach, Risiken nehmen zu, und strukturelle Probleme treten deutlicher zutage.
Deutschland: Wachstumsprognose bleibt verhalten
Für Deutschland erwartet die OECD 2025 nur ein Wachstum von 0,3 Prozent – nach zwei Rezessionsjahren in Folge. 2026 könnte die Wirtschaft mit 1,1 Prozent etwas stärker zulegen. Ursprünglich war man von leicht höheren Werten ausgegangen.
Belastend wirken vor allem die anhaltende Industrieschwäche, hohe Energiekosten sowie geopolitische Unsicherheiten. Hoffnung setzt die OECD auf geplante Investitionsprogramme und eine expansive Haushaltspolitik, deren Wirkung allerdings erst mittelfristig spürbar sein dürfte.
Euroraum: Uneinheitliche Dynamik
Für den Euroraum insgesamt wird 2025 ein Wachstum von 1,2 Prozent prognostiziert, das 2026 auf 1,0 Prozent sinken dürfte. Frankreich und Italien kommen jeweils auf 0,6 Prozent, mit leichter Verbesserung im Folgejahr.
Während Deutschland mit Konjunkturimpulsen gegensteuert, setzen andere Länder auf Haushaltskonsolidierung. Das führt zu einer uneinheitlichen Entwicklung innerhalb der Währungsunion.
Weltwirtschaft: Risiken belasten Aussichten
Das globale Wachstum wird nach Einschätzung der OECD von 3,3 Prozent (2024) auf 3,2 Prozent (2025) und 2,9 Prozent (2026) zurückgehen. Besonders die USA stehen vor einer Abkühlung – von 2,8 Prozent im laufenden Jahr auf nur noch 1,5 Prozent bis 2026.
Gründe sind neben einer restriktiven Geldpolitik auch geopolitische Konflikte, protektionistische Maßnahmen wie neue Zölle und ein Rückgang der Nettozuwanderung.
Inflation: Rückgang mit Unsicherheiten
Die Inflation im G20-Raum soll laut Prognose von 3,4 Prozent (2025) auf 2,9 Prozent (2026) fallen. Treiber sind eine nachlassende Nachfrage und geringerer Lohndruck. Allerdings warnt die OECD vor Rückschlägen: Neue Handelsbarrieren oder fiskalische Risiken könnten den Preisdruck erneut anheizen.
Was nun? Handlungsspielräume für Politik und Wirtschaft
Die OECD ruft Regierungen auf, Strukturreformen voranzutreiben und Investitionen gezielt einzusetzen: Bürokratieabbau, Digitalisierung, Infrastruktur und Bildung stehen oben auf der Agenda. Für Deutschland gilt zudem, den Fachkräftemangel mit einer gezielten Zuwanderungs- und Bildungspolitik zu bekämpfen.
Unternehmen empfiehlt die OECD, Lieferketten breiter aufzustellen, stärker in Innovation und Nachhaltigkeit zu investieren und ihre Belegschaften langfristig zu binden.
Bürgerinnen und Bürger profitieren von einer sinkenden Inflation und steigenden Realeinkommen – ihr Konsum könnte die Binnenkonjunktur stützen. Zugleich rät die OECD zur Vorsicht bei riskanten Anlageformen.
Fazit
Die OECD-Prognose zeigt: Deutschland und Europa befinden sich in einer wirtschaftlichen Gratwanderung zwischen Stagnation und zögerlicher Erholung. Ob sich daraus ein stabiler Aufschwung entwickelt, hängt entscheidend davon ab, ob Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in den kommenden Jahren entschlossen handeln.